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Libellen

Neuer Bewohner am Brunnengraben

Die besonders geschützte Helm-Azurjungfer hat sich in Mengen angesiedelt / Biologe lobt Arbeit der freiwilligen Helfer

SCHALLSTADT-MENGEN. Ein neuer Bewohner kann am Naturlehrpfad Brunnengraben in Mengen begrüßt werden: die Helm-Azurjungfer. Diese seltene und in Europa besonders geschützte Libelle hat sich — wie erst vor wenigen Wochen entdeckt wurde — am Brunnengraben angesiedelt und wohnt nun in direkter Nachbarschaft mit anderen Insekten, Vögeln und Pflanzen, die das Gebiet am Ortsausgang von Mengen schon länger als ideale Heimat entdeckt haben.

Die Freude bei den Verantwortlichen über den Zuzug der Libelle ist natürlich groß. Schließlich zeigt sich durch die Ansiedelung von Tieren und Pflanzen, dass sich die Arbeit am Brunnengraben gelohnt hat und auch weiterhin lohnt. Vor etwas mehr als einem Jahr war der Brunnengraben eröffnet worden. Immer wieder fanden in dieser Zeit Aktionen statt: nicht nur engagierte Bürger wurden aktiv, pflanzten und mähten, sondern auch die Schüler der Alemannenschule waren eifrig bei der Sache, bauten Nistkästen und hängten sie entlang des Brunnengrabens auf. Erst vor wenigen Tagen war eine Gruppe freiwilliger Helfer um Leonhard Siegwolf wieder am Brunnengraben tätig. Im vergangenen März wurden fünf neue Lehrtafeln aufgestellt, die über die Flora und Fauna im Gebiet informieren. Wer also mehr über heimische Singvögel, Kopfweiden, Schmetterlinge, Streuobstwiesen — auf solch einer endet der Weg entlang des Grabens — , und Hecken wissen will, kann dies auf den Schildern nachlesen. Auch die Libelle ist schon auf einer Tafeln vermerkt.

Holger Hunger, Biologe beim Freiburger Institut für Naturschutz und Landschaftsanalysen und Vertreter der Schutzgemeinschaft Libellen in Baden-Württemberg, hat die Helm-Azurjungfer zusammen mit ihrer Verwandten, der Blauflügel-Prachtlibelle, am Brunnengraben entdeckt. Seiner Meinung nach zeige diese Ansiedlung, wie gut sich der Brunnengraben aus naturschutzfachlicher Sicht entwickelt hat. "Die Helm-Azurjungfer war bisher nur aus dem Grabenabschnitt westlich von Mengen bekannt. Es zeigt sich, dass die Hoffnung berechtigt war, dass sie nach den verschiedenen Arbeiten auch in dieses Gewässer einwandern kann" , schreibt Hunger in einem Brief an die Verantwortlichen. Nach Hungers Aussage handelt es sich um viele Helm-Azurjungfern, die sich in Mengen angesiedelt haben: "Sie haben auch in die Wasserpflanzen im Graben ihre Eier abgelegt."

Dieser Erfolg heißt aber für den Freundeskreis Brunnengraben nicht, sich zufrieden zurückzulehnen. Neue Projekte stehen schon auf dem Plan. So soll in Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten Freiburg eine Informationskarte über den Brunnengraben zusammengestellt werden. Außerdem soll etwa in der Mitte des Grabens ein rustikaler Holzsteg gebaut werden. Das Holz dafür liegt schon fertig zugesägt beim Bauhof in Schallstadt. Außerdem, sagt Leonhard Siegwolf, gibt es stets etwas zu tun — deshalb sind auch Helfer immer willkommen.

Quelle

Badische Zeitung, Tanja Bury, vom 04.09.2008