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“Wer jetzt Katzen drinnen hält, ärgert sie unnötig”

Badische Zeitung vom 4.3.2006

Schwanenfütterungsprojekt am Flückigersee fortgesetzt

In Freiburg wird das Schwanenfütterungsprojekt am Flückigersee fortgesetzt — und auch sonst raten Experten zu Gelassenheit. Dass Hausgeflügel derzeit auch in Freiburg in den Stall gehört, schert zumindest eine eigenwillige Gans hier wenig. Manfred Aust, Leiter des Freiburger Tierheims, vermutet, dass das Tier ausgesetzt wurde. An der Dreisam hat es sich diversen Versuchen der Tierheim-Mannschaft widersetzt, es ordnungsgemäß einzufangen. Das sei nicht wirklich ein Problem, so Aust, der allerdings wegen dieser einen Gans immer wieder von besorgten Freiburgern angerufen wird. Und nicht nur wegen dieses einen Vogels.

“Uns macht diese unsinnige Panik um die Geflügelpest das Leben schwer” , klagt Aust. Reihenweise rufen in den vergangenen Tagen besorgte Menschen an — “und eigentlich geht es nur darum, sie zu beruhigen.” Keiner müsse derzeit seine Katze im Haus halten, erklärt Aust geduldig. Und plädiert für Ruhe und Gelassenheit: “Da wird einfach Hysterie herbeigeredet.” Ähnlich sieht das ein Freiburger Tierarzt, der jetzt auch abends nicht von aufgeregten Anrufen verschont bleibt, wie denn zum Beispiel der Nachbar seine Katze noch frei herumlaufen lassen könne? Katzen sollen weiter raus, so der Rat des Tierarztes: “Wir sind hier nicht im Sperrbezirk — und wer jetzt seine Katzen drinnen hält, ärgert sie völlig unnötig.”

Gar nicht “geärgert” werden im Übrigen die beiden Schwanenpaare, die im Rahmen des Fütterungsprojekts von (autorisierten) Mitgliedern des Forums Flückigersee gefüttert werden. Alexander Zietzer, Leiter der Veterinärbehörde am Amt für Öffentliche Ordnung, konnte der Fortführung des Fütterungs projektes zustimmen: “Es geht bei dem Projekt darum, diese Schwäne zu stärken, um die Ansiedelung fremder Vögel zu verhindern — und das deckt sich zufällig mit den aktuellen Interessen in Bezug auf die Vogelgrippe.” Zietzer rät allerdings ansonsten generell davon ab, im Moment Wasservögel zu füttern: “Die Reste, die liegen bleiben könnten andere Wildvögel anlocken.”

Auch in der Veterinärbehörde stieg die Zahl der Anfragen in jüngster Zeit deutlich. Die Stadt hat darauf reagiert und auf ihrer Homepage einen mit Hühnerfoto unterlegten Link zur Website des Landes gesetzt. Dort findet sich der aktuelle Stand der Dinge, Verhaltenstipps inklusive. Die suchen Medienberichten zufolge derzeit vor allem Katzenhalter, die ihre Katzen nicht mehr aus dem Haus lassen möchten. “Da hilft nur, sich viel mit den Katzen zu beschäftigen” , sagt Dieter Burkhard, Inhaber einer Zoohandlung. Auch Spielzeug und Kletterbäume helfen gegen Katzenlangeweile. Dass allerdings der Bedarf an solcherlei Zubehör und die Fragen bezüglich häuslicher Katzenhaltung in Zeiten drohender Vogelgrippe mehr geworden seien, stimme nicht. “Bei etwa 700 Kunden pro Tag” , rechnet Dieter Burkhard vor, “hatten wir jetzt in der Woche deswegen etwa drei Anfragen.” Ein “Run” im Promille-Bereich. Und damit ein Befund, der bei den befragten Experten Zufriedenheit auslöst, denn er widerspricht deutlich dem Trend zur Hysterie.

Quelle: BZ vom 4.3.2006, Julia Littmann