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Weltklima Teil II

News vom 06.04.2007

Der Zweite Teil des Weltklimaberichtes des IPCC warnt vor fehlenden Schutz- und Anpassungsmaßnahmen

Der Weltklimarat IPCC wurde 1988 vom UN-Umweltprogramm und der Welt- Meteorologie- Organisation ins Leben gerufen. Der Anfang Februar 2007 in Paris vorgestellte erste Teil stellte die Verantwortung des Menschen für die Erderwärmung heraus. Im Mittelpunkt dieses zweiten Teils des Berichtes stehen die Auswirkungen der Erderwärmung auf Flora und Fauna. Der jetzt verabschiedete Bericht zu den Folgen der Klimaänderungen und zu Anpassung ist der zweite von drei Teilbänden des vierten IPCC-Sachstandsberichtes. An dem Bericht wirkten Hunderte von Wissenschaftlern aus 65 Staaten mit, darunter etwa 20 Forscher aus Deutschland.

Der Bericht der Arbeitsgruppe II des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimafragen (IPCC) zeigt sehr deutlich, dass Klimaänderungen unsere Umwelt bereits heute weltweit beeinflussen. Unter dem Strich führt die von den Fachleuten erwartete raschere Erwärmung mit großer Wahrscheinlichkeit zu deutlich negativen Auswirkungen – auch in Europa und in Deutschland. Nach Auffassung der Fachleute dürften die Klimaänderungen zahlreiche Ökosysteme in diesem Jahrhundert überfordern. Steigt etwa die Temperatur um mehr als 1,5 bis 2,5 Grad Celsius, könnten rund 20 bis 30 Prozent der Tier- und Pflanzenarten aussterben, so der IPCC.

Das Thema "Anpassung an den Klimawandel" braucht mehr Aufmerksamkeit, weil die Verringerungen der klimaschädlichen Treibhausgase erst in mehreren Jahrzehnten wirken werden. Europa wäre insbesondere von dem prognostizierten Anstieg des Meeresspiegels stark betroffen. Bis 2080 könnten Überschwemmungen europäischer Küsten die Lebensräume von bis zu 2,5 Millionen Menschen gefährden (siehe hellblau markierte Küstenstreifen auf der Karte).

Der IPCC-Bericht macht Eines klar: Eine Deutsche Strategie muss auch Antworten darauf geben, wie stark Deutschland und die EU insgesamt betroffenen sind und wie die EU und Deutschland vor allem armen Ländern dabei helfen müssen, die negativen Wirkungen des Klimawandels zu lindern. Bisherige Aktivitäten hierzu sind nicht ausreichend.

Zu den Folgen eines ungebremsten Klimawandels, die der Bericht aufzeigt, gehören:

* Hunderte von Millionen von Menschen würden zusätzlich unter Wassermangel leiden.

* Millionen Menschen würden gesundheitlich von der globalen Erwärmung betroffen sein – insbesondere in Regionen mit geringer Anpassungsfähigkeit.

* Es werden mehr Todesfälle, Krankheiten und Verletzungen durch Hitzewellen, Überschwemmungen, Stürme, Brände und Dürren erwartet.

* 20-30% der weltweiten Arten würden wahrscheinlich bei einer globalen Erwärmung von 2-3 C über vorindustriellen Werten vom Aussterben bedroht sein.

In einigen Regionen würden Auswirkungen besonders spürbar sein, z. B. in der Arktis, in Afrika – dort vor allem im südlichen Teil –, auf den z.T. nur einen Meter über dem Meeresspiegel liegenden Pazifikinsen und in ausgedehnten und stark bevölkerten asiatischen Mündungsdeltas großer Ströme. Eine vom Bundesumweltministerium herausgegebener deutsche Kursfassung des IPCC-Berichtes steht hier: www.oekostation.de/docs/IPCC_WG_II_Kernaussagen_070406_Endfassung.doc (86 kB)

Zu den ersten Umweltverbänden, die sich zu dem Bericht geäußert haben, gehören der BUND und Greenpeace:

* BUND Bundesgeschäftsführer Gerhard Timm: "Da die ärmeren Regionen der Welt schon jetzt am stärksten unter dem Klimawandel leiden, müssen die Industriestaaten umso dringlicher handeln. Die Industriestaaten sind für 80 Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausgase in der Atmosphäre verantwortlich. Deshalb müssen sie die wenig entwickelten Länder in die Lage versetzen, Energie effizient und umweltfreundlich zu erzeugen. Dringend erforderlich ssind auch Anpassungshilfen an den Klimawandel. Zur Finanzierung kann eine europaweite Kerosinsteuer eingeführt werden. Bei einem Aufschlag von 50 Cent pro Liter Kerosin lassen sich jährliche Einnahmen in Höhe von rund 30 Milliarden Euro erzielen" so Timm.

"Die Europäische Union müsse ihre Treibhausgase bis 2020 im Vergleich zu 1990 um ein Drittel verringern, ohne dies von Zusagen seitens Chinas oder den USA abhängig zu machen. Für Deutschland bedeute dies im gleichen Zeitraum eine Verminderung um 40 Prozent" so BUND Bundesgeschäftsführer Timm.

* Greenpeace-Klimaexpertin mit Beobachterstatus beim IPCC Dr. Gabriela von Goerne: "Jeder, der auch nur ein bisschen an dieser Welt hängt, sollte jetzt aufstehen und von den Regierungen eine massive Reduktion der Treibhausgase verlangen. Die Menschheit kann die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels noch aufhalten. Die technischen Lösungen sind alle da. Es fehlt allein an politischem Willen. Noch bleibt uns die Möglichkeit zum Handlen und es ist noch Zeit für eine Energiewende. Wir können und müssen unser Energiesystem umstellen und eine CO2-freie Wirtschaft aufbauen, die Treibhausgasemissionen massiv reduziert.

Die Politik muss mehr als dringend handeln. Bundeskanzlerin Angela Merkel muss die Bevorzugung klimaschädlicher Braunkohle im Emisisonshandel beenden. Sie darf einer Energiewende nicht länger im Wege stehen. Der G8-Gipfel muss zu einem Klimakrisengipfel umgewidmet werden auf dem die Bundeskanzlerin offensiv mit dem Angebot in die internationalen Klimaverhandlungen geht, dass Deutschland seine Treibhausgase um 40 Prozent bis 2020 reduziert - ohne dies an Zusagen anderer Staaten zu koppeln" so die Greenpeace-Klimaexpertin Goerne.

Der dritte Teilband des Weltklimaberichtes wird sich mit den Handlungsoptionen zur Minderung von Treibhausgasemissionen beschäftigen. Seine Veröffentlichung ist für den 4. Mai 2007 geplant. Dann wollen die Wissenschaftler Lösungsvorschläge unterbreiten, wie die Folgen des Klimawandels abzumildern sind. Weitere Berichte, Konferenzen und Forderungskataloge werden folgen. Allerdings sind wir Alle hier und heute aufgefordert auch zu handeln. Niemand kann die Welt alleine retten, aber gemeinsam sind auch mit kleinen Schritten große Ziele erreichbar. Die Ökostation engagiert sich z.B. in Kooperation mit dem WentsSolar e.V. bei dem Energiesprecher-Projekt www.oekostation.de/de/projekte/energiesprecher.htm

In Bali bei der nächsten Weltklimakonferenz im Dezember 2007 werden die Weichen für den entschlossenen Ausbau erneuerbarer Energien und globale Energiesparprogramme gestellt werden doch auch heute schon sind kommunale und regionale Energiewenden möglich.