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Artenvielfalt am Beispiel der wilden Möhre

News vom 12.07.2008

Drittklässler der Hexentalschule besuchen die Ökostation und lernen die Vielfalt der heimischen Natur kennen

Der Name von dem Kraut, das Vincent in der Hand hält, klingt ziemlich gefährlich: Wilde Möhre. Aber keine Sorge, die Pflanze macht nix. Im Gegenteil, sie sieht sehr schön aus mit ihrer großen weißen Blüte. Und wenn Vincent seinen Klassenkameraden die Wurzel der Wilden Möhre unter die Nase hält, schnuppern die und rufen: "Hmmm, lecker, Karotte!" Die Klasse 3b der Hexentalschule ist zu Besuch in der Freiburger Ökostation.

Auf dem Stundenplan steht die Artenvielfalt. Was genau das bedeutet, erklärt ihnen die Biologin Ulrike Hecht. Sie teilt die Kinder in Gruppen auf und lässt sie mitten auf der Wiese ein Feld abstecken, das ungefähr ein Meter mal ein Meter groß ist. Dort sollen die Jungs und Mädchen verschiedene Pflanzen und Tiere suchen und aufschreiben. Das sind die Arten. Die Schüler merken schnell, dass es auf dem Quadratmeter Wiese alles andere als langweilig ist: Es krabbelt, fliegt und blüht alles durcheinander. Das ist die Vielfalt. "Ohne diese Artenvielfalt" , erklärt Ulrike Hecht, "wäre unser ganzer Lebensraum gefährdet." Und damit auch der Mensch.

Die Natur besteht aus ganz vielen Bausteinen. So viele, dass niemand sie zählen kann. Und es geht ihr nur dann gut, wenn alle Bausteine da sind und richtig funktionieren. Das ist so, als hätte man ein riesengroßes Alphabet mit unendlich vielen Buchstaben. Fehlt ein Buchstabe, fängt die Natur an zu stottern.

Die Wilde Möhre zum Beispiel ist wichtig für den Schwalbenschwanz. Dieser Schmetterling liebt es, seine Eier auf der Pflanze abzulegen. Wenn die Wilde Möhre nirgends mehr wachsen kann, weil es nur noch schicke Parks und gemähte Wiesen gibt, hat auch der Schwalbenschwanz keinen Platz mehr für seine Eier. Wenn es aber den Schwalbenschwanz nicht mehr gibt, fehlt Vögeln die Nahrung. Und die Vögel wiederum stehen auf dem Speiseplan von Füchsen. Und so weiter, und so weiter.

Aber zum Glück ist die Wilde Möhre gerade nicht vom Aussterben bedroht. Lina hat für ihre Mitschüler die Wurzel der Pflanze gewaschen und in kleine Scheiben geschnitten. "Schmeckt ein bisschen schärfer als unsere Karotte, und nicht ganz so süß" , stellen die Drittklässler fest. Und beschließen, dass jeder daheim im Garten ein Stückchen Wiese wild wachsen lässt. Ob da eine Wilde Möhre dabei ist, erkennen die Schüler ganz einfach: Wenn man unten an dem haarigen Stängel reibt, riecht er nach Karotte. Außerdem hat die Wilde Möhre mitten in der weißen Doldenblüte eine dunkle Lockblüte. Manchmal ist sie purpurfarben, manchmal fast schwarz. "Man weiß nicht genau, wofür die da ist" , sagt Ulrike Hecht, "aber man vermutet, dass sie Insekten zum Bestäuben anlocken soll." Weil diese Lockblüte so dunkel ist wie ein Mohr, heißt sie Mohrenblüte. So bekam die Pflanze ihren Namen: Mohrrübe, kurz Möhre.

Die Projekttage der Ökostation zur Artenvielfalt auf der Wiese werden von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg gefördert.

Quelle: Badische Zeitung vom 12.7.08,Claudia Füßler