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Die "grüne Volkshochschule" wird 20

News vom 05.04.2006

Freiburger Ökostation entwickelte sich vom Alternativprojekt zum professionellen Zentrum für Umweltbildung

Grünzeug zum Anfassen - im grünen Zimmer der Ökostation.

Als ökologisches Alternativ-Projekt gestartet, ist die Ökostation im Freiburger Seepark inzwischen zu einem professionellen Zentrum für Umweltbildung geworden, das weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt ist. In diesem Monat feiert sie ihr 20-jähriges Bestehen und kann dabei auf eine erfolgreiche, aber wechselhafte Geschichte zurückblicken.

Wenn in diesen Tagen von einem 20. Jahrestag gesprochen wird, geht es meist um die Nuklear-Katastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986: Nach der Explosion in dem Kernreaktor trieb eine radioaktive Wolke über Europa, die Menschen sollten kein frisches Obst essen, Kinder durften nicht im Sandkasten spielen, und vielen wurde erst durch dieses Ereignis bewusst, wie wichtig Umweltschutz ist - der steckte damals noch in den Anfängen. Bereits rund eine Woche vor der Katastrophe, am 18. April 1986, hatte im Freiburger Seepark die Landesgartenschau eröffnet, und in ihrer Mitte ein ebenso alternatives wie innovatives Modell-Projekt, das an eben diesem Aufklärungsbedarf in Sachen Umwelt- und Naturschutz ansetzt: Seit 20 Jahren betreibt die Ökostation Freiburg nun Umweltbildung und lehrt dabei unter anderem, wie man auch im Alltag natürliche Ressourcen erkennen und nutzen kann. Der Geburtstag wird in den kommenden Monaten mit einer Reihe von Veranstaltungen gefeiert.

Die Ökostation sollte "Ökologie mit allen Sinnen erfahrbar machen", so Heide Bergmann, die die Station heute gemeinsam mit Ralf Hufnagel leitet. Das Rundhaus war zu einem großen Teil aus naturbelassenen Hölzern erbaut, mit Gründach, Solaranlage, Biogarten und Laube. Über eine Million Besucher konnten bereits während der Landesgartenschau ganz praktisch erfahren, wie ökologisches Leben im Alltag funktioniert - angeboten wurden unter anderem Energiespar-, Gartenbau- und Brotback-Kurse. Infolge des verstärkten Umweltbewusstseins entwickelte sich die vom Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) getragene Station zur publikumswirksamen Attraktion.

Auch nach Ende der Landesgartenschau sollte sie weiter betrieben werden, schien jedoch ein Jahr später schon ein jähes Ende zu nehmen: Ein Brand, seine Ursache blieb ungeklärt, zerstörte das Gebäude. Dank der Versicherung und aus Projektmitteln der Stiftung Naturschutzfonds konnte 1990 mit dem 1,1 Millionen Mark teuren Wiederaufbau begonnen werden. Neuer Träger wurde der Regionalverband Südlicher Oberrhein des BUND. Die Kurse und Projekte der als "Grüne Volkshochschule" bezeichneten Station fanden bis zur Wiedereröffnung des Pavillons am 27. September 1991 im Biogarten statt. 1987 entstand dort auch das "Grüne Klassenzimmer", heute der Klassiker unter den Angeboten der Ökostation: mehr als 220 Kinder- und Jugendgruppen pro Jahr lernen hier den Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen.

Das wohl traurigste Kapitel ihrer Geschichte schrieb die Ökostation am 29. November 1995: Bei einem nie aufgeklärten Mordanschlag wurde vor dem Haus eine Praktikantin erschossen. Heute erinnert eine extra gepflanzte Linde an das Verbrechen. Die Laube, von der aus geschossen worden war, wurde abgerissen. Von diesen Rückschlägen abgesehen hat sich die Ökostation aber als Erfolg erwiesen. Über die Jahre hat sie sich professionalisiert und auch international Schule gemacht: So wurde etwa in der japanischen Partnerstadt Matsuyama eine Ökostation nach Freiburger Vorbild aufgebaut.

Quelle: Südkurier, (bra) 05.04.2006