Ökostation Freiburg - Winterfütterung von Vögeln - Das Umwelt-Bildungzentrum im Breisgau
Themen der Ökostation
Winterfütterung von Vögeln
Der Winter ist für unsere einheimischen Wildvögel immer wieder eine Herausforderung.
Sie finden immer schwerer Nahrung und die Zeit für die Futtersuche wird kürzer und die
Nächte lang und kalt.
Die Frage ob und wenn ja wann und wie der Mensch füttern soll wird laufend neu diskutiert.
Der unten stehende Infotext gliedert sich in folgende inhaltliche Abschnitte:
In Deutschland leben rund 250 regelmäßig brütende Vogelarten. Die Vögel die über den Winter nicht wegziehen (Standvögel) sind gut an die kalten hiesigen Witterungsbedingungen
angepasst und finden in der natürlichen, strukturreichen Landschaft auch im
Winter ausreichend Nahrung. Die ca. 5 % der heimischen Vogelarten die man regelmäßig
an Futterhäuschen sieht gehören nicht zu den bedrohten Vogelarten da ihr Bestand nicht gefährdet ist.
Grundlage des heimischen Vogelschutzes sollte insbesondere die Erhaltung von naturbelassenen und naturnahen Lebensräumen sein in denen die Vögel alles finden was sie zum Überleben benötigen.
Die gefährdeten Arten kommen kaum ans Fensterbrett, da sie entweder Zugvögel sind, als Spezialisten an bestimmte Lebensräume der freien
Landschaft gebunden sind oder die unmittelbare Nähe von Siedlungen meiden.
Für den Schutz der selteneren Vogelarten ist also die Erhaltung, Pflege und Neuanlage geeigneter Lebensräume die wichtigste Schutzmaßnahme.
Dazu sollten in Gärten und in öffentlichen Grünanlagen ein Teil der Flächen für Stauden und Sträuchern reserviert werden, die mit Samen und Früchten zur Ernährung der
Vögel im Winter beitragen können.
Vögel, die ans Futterhaus kommen, gehören in der Regel zu den Arten, die schon immer bei uns überwintert haben. Da sie an die erschwerten Lebensbedingungen im Winter
angepasst sind, können sie etwaige Verluste bei kranken Tieren oft dadurch ausgleichen, dass sie mehrmals im Frühjahr und Sommer brüten. Aus ökologischer Sicht greifen
wir mit der Winterfütterung der Natur ins Handwerk, da wir die Wintersterblichkeit einzelner weniger Vogelarten vermindern.
Die Winterfütterung von Vögeln macht uns Menschen allerdings Freude und an den Futterstellen lassen sich oft verschiedenen Vogelarten aus nächster Nähe beobachten.
So vermittelt das Füttern auch Artenkenntnis und Naturerlebnis. Das Füttern einer bunten Vogelschar während des Winters stellt zudem für viele Menschen die einzige Möglichkeit dar,
mit Vögeln in Berührung zu kommen.
Unter sachkundiger Anleitung und mit einem kleinen Bestimmungsbüchlein auf der Fensterbank können gerade Kinder an die Natur und ihre Beobachtung herangeführt werden.
Sie lernen, die verschiedenen Arten anhand der Größe, des Gefieders und des Verhaltens zu unterscheiden. Durch solche Naturbeobachtungen sind schon viele Menschen
über die Vögel an die Natur herangeführt worden. Wer also gerne dem bunten Treiben von Spatzen, Grünfinken und Meisen, Gimpel, Diestelfink und Amsel am Futterhaus
zusieht, dem soll die Freude nicht genommen werden. Er sollte sich nur bewusst sein, dass er mit dem Füttern keinen Beitrag zum Natur- und Artenschutz leistet und
verscheidene Dinge beachten (s.u.).
Grundsätzlich sollte nur bei wirklich strengen Wetterlagen gefüttert werden, wenn die Tagestemperaturen unter - 5° C. liegen und wenn die Futtersuche durch Dauerfrost und
geschlossener Schneedecke stark behindert ist. In der Zeit vor November und nach Februar
sollte überhaupt kein Futter ausgelegt werden. Das natürliche Nahrungsangebot ist zu diesen
Zeiten mehr als ausreichend.
"Ein ganzjähriges Füttern von Wildvögeln ist aus Sicht des Artenschutzes nicht erforderlich und kein zielführendes Mittel zur Erhöhung
der Artenvielfalt. Wildvögel sollten auch in einer vom Menschen stark geprägten Natur und Umwelt wie Wildtiere behandelt werden. Denn Wild
vögel sind keine Haustiere und die Natur ist kein Zoologischer Garten" schreibt der NABU in
seinem Positionspapier zur Wintervogelfütterung .
Falls sogar bis in das Frühjahr hineingefüttert wird kann dies zur Folge haben, dass die Vögel dann auch ihren Nachwuchs von dem angebotenen Futter zu fressen geben. Die
Jungen der meisten Singvogelarten aber benötigen für ihr Wachstum unbedingt tierisches Eiweiß und werden normalerweise überwiegend oder ausschließlich mit Insekten,
deren Larven und Puppen, Spinnen und Würmern gefüttert.
Einseitige Ernährung durch das Winterfutter kann Entwicklungsstörungen verursachen.
Wenn bei Dauerfrost und geschlossener Schneedecke Körnerfutter ausgelegt wird, dann sollte die Futterstelle bzw das Futterhäuschen nicht zu groß sein, da die Gefahr der Übertragung von
Krankheitserregern (insbesondere Salmonellen) dadurch vermindert wird.
Ausgelegtes Futter sollte nicht einfach auf den Boden gestreut werden damit es nicht nass werden kann.
Sehr gut sind Futterautomaten, in welche Vögel nur mit dem Schnabel hineinlangen können.
Das verhindert Verschmutzungen des Futters mit Kot. Futterhäuser sind
regelmäßig, am besten täglich, zu reinigen (ausfegen), denn verdorbenes oder mit Kot verschmutztes
Futter kann zur Verbreitung von Krankheitserregern beitragen.
Futterhäuschen und Schalen am besten außerhalb der Reichweite von Hunden und Katzen aufgehängen.
Die angebotenen Futtergemische sollten auf die Besucher der Futterstelle abgestimmt werden:
Für Körnerfresser ist eine Mischung aus 8 Teilen Sonnenblumenkernen, 3 Teilen Hanf und 1
Teil Sämereien wie Hirse, Lein, Salat, Sommerrüben, Melde, Löwenzahn, Knöterich, Gras,
Getreide, Erlen, Ahorn, Buche und Kürbis-, Melonen-, Apfel-, Birnen-Kernen sowie
getrockneten Beeren zu empfehlen. Je vielfältiger das Gemisch ist, umso mehr der
unterschiedlichen Nahrungsbedürfnissen der verschiedenen Vogelarten werden getroffen.
Ein gutes Waldvogelfuttergemisch, das im Handel erhältlich ist, reicht in der Regel völlig
aus.
Fettfutter für Körnerfresser sollte aus 1 Teil Rinder- oder Hammeltalg und 2 Teilen
dieser Körnermischung zusammengesetzt sein. Zu den Körnerfressern gehören: Buch-, Berg- und
Grünfink, Erlen- und Birkenzeisig, Stieglitz, Bluthänfling, Gimpel, Kernbeißer,
Fichtenkreuzschnabel, Goldammer, Haus- und Feldsperling.
Zur Fütterung der Weichfresser eignen sich Früchte, Beeren und Samen von Holunder,
Eberesche, Liguster, Mehlbeere, Schneeball, Efeu, Pfaffenhütchen, Weißdorn und Wildrose;
Rosinen, Haferflocken, zerquetschte Hanf-, Weizen- und Sonnenblumenkörner; ungesalzener,
gekochter Reis, Äpfel und Birnen. Als Fettfutter für die Weichfresser kann ein 1:1 -
Gemisch aus Rindertalg und Weizenkleie verwendet werden.
Im Handel erhältliche Weichfressermischungen können ohne Bedenken verwendet werden. Zu den
Weichfressern gehören: Amsel, Sing-, Wacholderdrossel, Rotkehlchen, Schwanzmeise, Garten-,
Waldbaumläufer, Zaunkönig, Heckenbraunelle, Wintergoldhähnchen, Seidenschwanz und
Haubenlerche.
Zu den Gemischtköstlern gehören die verschiedenen Meisenarten wie Kohlmeise, Blaumeise-, Sumpfmeise, Weiden-, Tannen- und Haubenmeise sowie der Kleiber
(Vogel des Jahres 2006) und die Spechte Bunt-, Mittel- und Grauspecht.
Auf keinen Fall sollte salzhaltige Nahrung wie Wurst-, Schinken-, Speck- und Käsereste,
gesalzene Erdnüsse und gekochte Kartoffeln verfüttert werden.
Reines Fett in Form von Margarine oder Butter verursacht genauso Darmentzündungen bei den Vögeln wie
leicht gefrierbare, in kleine Stücke geschnittene Futtermittel, z.B. Apfel- und
Birnenstückchen (Obst nur in ganzen oder großen Stücken auslegen, die Vögel
picken sich geeignete Stücke ab).
Brot- oder Kuchenkrümel sind Nährböden für Bakterien, die zu gefährlichen Gärungsprozessen
im Darm führen und deshalb als Futter ungeeignet.
Am besten und natürlichsten füttert man Vögel im Winter durch das Pflanzen heimischer
Sträucher, die Beeren tragen. Vor allem für Drosseln stellen diese im Winter
eine wichtige Nahrungsquelle dar.
Folgende Straucharten sind geeignet und bei den Vögeln beliebt:
Eberesche, Holunder, Hartriegel, Hagebutte, Weißdorn, Schlehe, Pfaffenhütchen, Schneeball,
Kornelkirsche und viele andere.
Außerdem können dornige Sträucher gut als Verstecke von den Vögeln genutzt werden. Aus
diesem Grund sollten Bäume und Sträucher bei Bedarf stets erst am Ende des Winters
zurückgeschnitten werden. Im Frühling und Sommer sind die Sträucher den Vögeln schließlich
ein willkommener Nistplatz.
Auch Pflanzen, die Samen produzieren sind besonders bei Finken und anderen Körnerfressern
sehr beliebt. Viele samentragenden Kräuter und Gräser können auch als Winterfutter für Vögel
dienen.
Der Garten sollte bestenfalls nur heimische Pflanzen beherbergen. Sehr gut geeignet sind
z.B. Disteln, Astern und verschiedene Doldenblütler.
Es ist oft nicht nötig Wasservögel wie z.B. Enten, Gänse, Schwäne oder Rallen zu füttern.
Denn durch zu intensive Fütterung wird bei Entenvögeln durch Gewöhnung an die Fütterung
oft das "Betteln" ausgelöst. Die Tiere suchen diese Futterstellen dann auch zu anderen
Jahreszeiten auf und weitere Vögel werden angelockt. Die wilde und z.T. erhebliche Fütterung von Wasservögeln stellt auch ein Beitrag zur
unerwünschten Nährstoffanreicherungen in den Seen dar. Auf die (Winter-) Fütterung von Wasservögeln sollte deswegen möglichst verzichtet werden.
Zudem ist Brot auch hier gänzlich ungeeignet.
Ökostation-Info: Im Seepark können viele verschiedene Arten von Wasservögeln gut beobachtet werden.
Man trifft unter anderem auf Stockenten, Reherenten, Kolbenenten, Haubentaucher, Bläßralle, teichhühner und Höckerschwäne. gelegentlich kommt auch ein Kormoran vorbei.
Mehr Informationen erhalten sie in der Ökostation und unter 0761/892333.
Den Greifvögeln kann man nur indirekt bei ihrer Futtersuche im Winter helfen. Eine
nützliche Hilfestellung für Greifvögel besteht im Anbringen von Sitzkrücken
(das sind 2-3m hohe Pfähle mit Querholz) an geeigneten Stellen. Von dort aus ist es den
Greifvögeln gut möglich ihrer Beute aufzulauern. Auch im restlichen Jahr ist die Sitzkrücke
eine gute Hilfe.
Da bei geschlossener Schneedecke die Hauptnahrung der Eulen - Mäuse - unerreichbar ist,
haben sie es im Winter besonders schwer.
Eine Hilfsmöglichkeit besteht darin, Scheunen oder Kirchtürme für Schleiereulen zugänglich
zu machen, da sie in den Gebäuden auf Mäusejagd gehen können . Eine nicht ganz geschlossene
Scheunentür oder eine offene Dachluke von 20x20 cm ist oft schon ausreichend. Auch als
Ruheplätze, um den Tag über zu schlafen, können Kirchtürme und Dachböden der Schleiereule
dienen.