Zum Tod von Professor Dr. Gerhard Thielcke
News vom 24.07.2007
Der Zoologe und Gründer sowie langjährige Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ist am Sonntag den 22.7.07 im Alter von 76 Jahren gestorben.
Gerhard Thielcke ist Gründer sowie langjähriger Vorsitzender des BUND, der Deutschen Umwelthilfe und weiterer Umwelt-Organisationen. Er erlag seinen Kopfverletzungen nach einem Sturz bei seinem Haus in Radolfzell am Bodensee.
Gerhard Thielcke wurde 1931 in Köthen, Sachsen-Anhalt, geboren und wuchs dort auf. Nach einer Gärtnerlehre studierte er Zoologe an den Universitäten Freiburg und Tübingen. 1970 habilitierte Thielcke an der Universität Konstanz, wo er ab 1985 eine Professur hatte. Von 1962 bis 1991 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Vogelwarte Radolfzell, Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie. Er arbeitete in der Grundlagenforschung und in der angewandeten Forschung zum Naturschutz.
1973 gründete Thielcke zunächst den BUND-Landesverband, 1975 den BUND-Bundesverband, dessen Vorsitzender er bis 1983 war. 25 Jahre lang war er Landesvorsitzender des Verbands in Baden-Württemberg. 1978 startete er für den BUND die erste bundesweite Naturschutz-Kampagne Deutschlands mit dem Titel "Rettet die Vögel". Das gleichnamige Buch war monatelang auf Platz 1 der deutschen Bestellerlisten.
Über zehn Jahre lang, bis 1999, war Thielcke Bundesvorsitzender der Deutschen Umwelthilfe mit Sitz in Radolfzell am Bodensee. Ebenfalls in ehrenamtlicher Funktion war Thielcke von 1972 bis 1981 Vorsitzender der Deutschen Sektion des Internationalen Rates für Vogelschutz, einem Zusammenschluss europäischer Fachornithologen.
1996 war Gerhard Thielcke Hauptredner beim 10 jährigen Jubiläum der Ökostation Freiburg und unterstützte regelmäßig die natur- und umweltpädagogischen Projekte die von der Stiftung Naturschutzfonds gefördert wurden.
1998 gründete Gerhard Thielcke den Global Nature Fund (GNF). Wichtigstes Projekt dieser Stiftung ist das weltweite Seennetzwerk Living Lakes – Lebendige Seen. 1987 war er Gründungsmitglied der Stiftung Europäisches Naturerbe (EURONATUR), eine Organisation, die europaweit Modell-Projekte in Naturschutzgebieten durchführt. Beide Organisationen haben ihren Sitz in Radolfzell am Bodensee.
Von 1988 bis 1990 arbeitete Prof. Dr. Gerhard Thielcke als Private Consultant für die Naturschutzabteilung der Kommission der Europäischen Gemeinschaft. Viele Jahre war er Mitglied im Landesbeirat für Naturschutz der Landesregierung und im Stiftungsrat der Stiftung Naturschutzfonds.
Einer seiner Wahlsprüche lautete: „Wer klug ist, wählt die Vorwärtsstrategie und bestimmt dabei gestaltend mit, wohin die Reise geht.“ Das hat er vor allem mit dem Aufbau politisch einflussreicher Verbände und bei der Entwicklung großflächiger Schutzgebiete getan – vom Bremer Becken über seine Heimatregion Elbetal bis zum Naturschutzgebiet Mindelsee und der Radolfzeller Aach. Diese beiden Naturparadiese vor seiner Haustür lagen ihm besonders am Herzen.
Sein letztes Interview wurde am vergangenen Samstag im Wochenblatt seiner Heimatregion veröffentlicht. Es trug die Überschrift "Die Arbeit hat sich gelohnt!"
Von den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erwartete Gerhard Thielcke großes Engagement. "Ohne Fleiß - kein Preis" war einer seiner Lieblingssprüche. Er ging dabei mit bestem Beispiel voran und vermochte es, zu großen Leistungen zu motivieren. Er erreichte das mit einem freundlichen Wesen, großem Humor, einem Gespür für das Wesentliche, einem außergewöhnlichen Weitblick und der Fähigkeit, seinen Mitarbeitern viel Gestaltungsfreiheit zu lassen.
Statt Blumen erbitten die Angehörigen in seinem Sinne Spenden zugunsten des Mindelsees, dem Naturparadies vor seiner Haustür, das ihm besonders am Herzen lag. Spendenkonto BUND, Nr. 40 88 100 bei der Bezirkssparkasse Singen/Radolfzell, BLZ: 692 500 35, Stichwort „Mindelsee“