"Guck mal, was da krabbelt"
News vom 22.06.2008
Große und kleine Naturliebhaber fanden am Samstag den 14. Juni am Moosweiher im Freiburger Stadtteil Landwasser über 500 verschiedene Tier- und Pflanzenarten
Auf großes Interesse stieß die Freiburger Aktion zum bundesweiten "Tag der Artenvielfalt" , die am Samstag rund um den Moosweiher stattfand: Rund 450 Naturliebhaber beteiligten sich an den 20 angebotenen Exkursionen oder nutzten die Gelegenheit zu Tierbeobachtungen an den verschiedenen Infoständen der Veranstalter. Trotz der eher kühlen Witterung seien, so Ralf Hufnagel von der Ökostation, gute Ergebnisse erzielt worden. Die genaue Auswertung laufe derzeit noch. Die Zahl der festgestellten Arten dürfte aber bei über 500 Arten liegen.
Es geschah fast wie mit Ansage: Nachdem der Asiatische Marienkäfer bereits im vergangenen Jahr häufig gefunden wurde, ging er auch diesmal zahlreich ins Netz. "Wir gehen davon aus, dass diese eingeschleppte Art ihren einheimischen Verwandten ernsthafte Konkurrenz machen könnte" , erklärte Winrich Mertens vom Freiburger entomologischen (=
insektenkundlichen) Arbeitskreis den interessierten Zuhörern. Allerdings, so der Käferfachmann, müsse man erst noch die Entwicklung der nächsten Jahre abwarten, bevor konkretere Aussagen möglich seien. "Grund zur Panik besteht daher nicht" , betonte der Biologe.
Gänzlich unbeeindruckt von solch ernsten Überlegungen zeigten sich derweil die teilnehmenden Kinder: Mit Plastiksieben und Bechergläsern suchten sie eifrig die Uferbereiche des Moosweihers nach Lebewesen ab, die anschließend gemeinsam mit den Freiburger Bachpaten und anderen Fachleuten bestimmt wurden. Dabei kamen auch seltenere Arten zum Vorschein: Jennifer May (7), die derzeit im Rieselfeld zu Besuch ist, sammelte beispielsweise mehrere Exemplare eines grünlichen Blattkäfers, der nur an Knöterichpflanzen lebt. Auch ihrem zwei Jahre älteren Bruder Peter gelang ein besonderer Fund: Unter einen Stück Holz stieß er auf einen drei Zentimeter großen Zwerghirschkäfer. "Den sieht man in letzter Zeit in der Stadt häufiger, mitunter sogar an Hauswänden", erklärte Insektenfachmann Mertens den Kindern.
Auch Lehramtsstudent Christoph Bausch stieß auf eine beeindruckende Art: Am Blatt einer Erle fand er eine schwarz-weiß gezeichnete Raupe, die sich derart zusammengekrümmt hatte, dass sie wie Vogelkot aussah. "Vermutlich tarnt sie sich auf diese Weise gegen Fressfeinde" , meinte Bausch. Obwohl sich der Jungbiologe gut mit Krabbeltieren auskennt, kannte er das auffällig gemusterte Tier noch nicht. Unterstützt von Mitstudenten und mit Hilfe der im Ökomobil des Regierungspräsidiums ausgelegten Fachbücher kam man dem Insekt dann aber doch noch auf die Schliche: "Es handelt sich um die Jungraupe einer Erlenrindeneule" , fasste Schmetterlingsfachmann Klaus Rennwald das Ergebnis der Bestimmung zusammen.
Quelle: Badische Zeitung, Andreas Braun