Tauchclub birgt aus dem Flückigersee einen ganzen Fuhrpark
News vom 24.11.2006
Alle zwei Jahre durchsuchen Taucher des 1. Freiburger Tauchclubs mit dem Technischen Hilfswerk (THW) den Flückigersee nach illegal entsorgten Abfällen.
Was am 18. November zum Vorschein kam, überstieg die Erwartungen bei Weitem: Ein ganzer Fuhrpark motorisierter Zweiräder wurde vom Grund des beliebten Badesees geborgen.
Es blubbert an mehreren Stellen im Wasser entlang der Pontonbrücke. Wenige Sekunden später kommen fünf Taucher an der Oberfläche zum Vorschein und berichten, was sie in acht Meter Tiefe gefunden haben: einen kompletten Motorroller. "Boah, das stinkt" , sagt einer der Taucher, der inmitten einer schmierigen Öl-Benzin-Lache schwimmt, die regenbogenfarben in der Sonne schimmert. Dass bei der Bergung kleine Mengen Öl und Benzin auslaufen, ist nicht zu vermeiden. "Aber wenn wir den Roller nicht rausholen, besteht die Gefahr, dass er da unten verrottet und Benzin und Öl dann komplett auslaufen" , erklärt Tauchlehrer Matthias
Bei der Seeputzete leisteten Taucher und Bootsbesatzung stundenlang Schwerstarbeit. Die Taucher verschwinden immer wieder in der dunklen Tiefe, wo sie bei acht Grad Wassertemperatur die 20 Meter langen Seile um das Zweirad wickeln, verknoten und mit Karabinerhaken festmachen. Geborgen werden immer mehrere "Fundstücke" auf einmal, da die Sicht unter Wasser für längere Zeit sehr schlecht wird, wenn der Schlamm erst einmal aufgewühlt ist. Wenige Minuten später taucht einer der Taucher wieder auf, um das Zeichen zu geben. Jetzt können die Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) — zwölf sind an diesem Tag im Einsatz — oben auf der Brücke zu ziehen beginnen. "Verdammt schwer" , stöhnt einer. Wenig später baumelt dann das silbern glänzende Gefährt über dem Wasser.
Der Motorroller ist längst nicht das Einzige, was die 14 Taucher bei dieser "Seeputzete" vom Grund des Flückigersees bergen. Die stinkende Ausbeute überrascht auch die Beteiligten: Insgesamt 18 Rollerrahmen werden an diesem Vormittag geborgen, höchstwahrscheinlich Diebesgut, das nach dem Ausschlachten im See versenkt wurde.
Außerdem werden zehn Fahrräder, zwei Einkaufswagen, ein (leerer) Tresor, eine Geldkassette, ein Kanister und ein kompletter Zigarettenautomat aus dem Wasser geholt. Der wiegt rund 100 Kilogramm und kann nur sehr aufwändig mit einem Greifzug geborgen werden. "So eine Abfallmenge hat hier keiner vermutet" , sagt Rudolf Hipp, stellvertretender Ortsbeauftragter des Freiburger THW und hauptberuflich im städtischen Umweltschutzamt für den Bereich Gewässer zuständig. "Gewissenlos" sei es, die Zweiräder mit vollem Tank im See zu entsorgen. An diesem Vormittag ist er mit dem stellvertretenden Amtsleiter Ralf Zähringer vor Ort. Denn sollten bei der Bergung wassergefährdende Stoffe in größeren Mengen auslaufen, müssen die Umweltexperten die Feuerwehr zu Hilfe rufen. Das ist an diesem Tag glücklicherweise nicht notwendig.
Qualle: Badischen Zeitung 20.11.2006, Text: Frank Zimmermann, BZ